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Montag, 24. November 2014

Aktuelles Buch: "Im Kalten Krieg" von Helmut Duffner



Im Kalten Krieg - Szenen an Rhein und Ruhr

Mit diesem Buch hat Helmut Duffner eine Arbeit vorgelegt, die ein Stück Zeitgeschichte widerspiegelt.
Er hat wenig kommentiert, sondern mit Auszügen aus der Rheinischen Post und der Westdeutschen Allgemeinen aus den Jahren 1950 bis Ende des Jahres 1963 belegt, wie der Kalte Krieg in der Bundesrepublik geschürt wurde.
Dabei hat er vor allem seine engere Heimat Moers und Duisburg im Blick gehabt. Auch wenn er sein Buch mit dem jungen Abgeordneten des NRW-Landtags Jupp Angenfort beginnt, bleibt er nicht bei der FDJ stehen, sondern zeigt auf, welche umfassende Wirkung der Antikommunismus erreichte und dem Beispiel der USA getreu folgte.

Duffner gehörte nicht der KPD bzw. gehört nicht der DKP an, er war auch ein kritischer Begleiter der FDJ. Manche Zeitungsmeldung erscheint fast unglaublich. Hätte ich nicht ähnliche Meldungen in den hannoverschen Tageszeitungen gelesen, wären mir Zweifel gekommen. Doch Helmut Duffner hat hier nichts erfunden, sondern Meldungen zitiert, die in allen Regionen ähnlich zu lesen waren. 
Auf Seite 114 wird der Bundesinnenminister Dr. Schröder (ehemaliger SA-Mann P.Dü.) zitiert. Laut Rheinische Post verbreitete Schröder die Lüge, dass auf niemanden nach dem KPD-Verbot eine Hetzjagd ausgeführt wird, niemand solle ohne Not seinen Arbeitsplatz verlieren. Es bestehe nur ein Interesse die Hauptfunktionäre zu erfassen. 

Auf meine Anfrage beim niedersächsischen Innenministerium wurde mir 1992 mitgeteilt, daß seit 1956 Informationen über mich gesammelt würden. (Da war ich, P.Dü., 17 Jahre alt.) Einsehen konnte ich die Akten allerdings nicht, aber es werde weiter gesammelt. Zwar nicht mehr zur Person, sondern nur allgemein. Ich ging davon aus, dass nicht mehr an meiner Wäsche geschnüffelt wurde, sondern meine öffentlichen Äußerungen registriert wurden. Auch kann ich beschwören, dass ich 1956 kein Hauptfunktionär war. Zu der Zeit war ich Lehrling bei Siemens, IG Metall Jugendvertrauensmann und aktiv in der Naturfreundejugend.


Helmut Duffner führt auch aus wie weit das Feld der „Hauptfunktionäre“ abgesteckt war und nennt die christliche Pazifistin Dr. Klara–Maria Faßbinder und Schauspielerin Hanne Hiob. Ebenso Gertrud Schröter aus Celle, und Elfriede Kautz aus Hannover, die 1961 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt waren, weil sie Kinderferienfahrten organisiert hatten. Das wurde ihnen nicht nur als Arbeit für die verbotene KPD und den aufgelösten DFD (Demokratischer Frauenbund in Westdeutschland) ausgelegt, sondern ihnen wurde Landesverrat unterstellt, weil sie auch mit Kindern in die DDR gefahren waren und deren Personalien angegeben hatten.

Duffner würdigt auch Strafverteidiger, wie Dr. Gustav Heinemann, Dr. Diether Posser und Dr, Heinrich Hannover. Die Liste ließe sich noch verlängern, denn es gab auch noch andere demokratische Juristen, die dem Blödsinn der „Kommunisten-Verfolgung“ widerstanden. Ein lesenswertes Buch, das zum Weiterlesen der Quellen- und Literaturnachweise anregt.

Eine kleine Korrektur an dem Buch sollte vorgenommen werden: Die Initiative zur Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges ist nicht im Spätherbst 1989 gegründet worden, sondern im September 1988 und trat in Düsseldorf an die Öffentlichkeit. 

Peter Dürrbeck


Zu bestellen ist das Buch postalisch für 7,50 EUR zzgl. 2,50 EUR Versand bei: 
IROKK, Hoffnungstr. 18, 45127 Essen oder per internet: irokkinfo@arcor.de



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